Weihnachten auf Bali
Unseren Weihnachtsurlaub im paradiesischen Bali müssen wir uns erst einmal hart verdienen. Der Flug ist zwischen Wolkentürmen sehr ruppig und auch die vierstündige Fahrt vom Flughafen Denpasar diagonal über die Insel zu dem kleinen Fischerdorf Tejakula, an dessen Rand unser Resort Cili Emas liegt, führt über die Berge. Von der schönen Landschaft sehen wir zunächst nicht sehr viel, weil sie sich teilweise in den Wolken oder hinter Regenschleiern versteckt und wir unseren Jungs beistehen müssen, denen die vielen Serpentinen sehr auf den Magen schlagen. Besonders für Maik werden die letzten Kilometer zum Alptraum: alle hundert Meter müssen wir anhalten. Kurz nach Sonnenuntergang sind wir dann am Ziel.
Wir finden das Cili Emas, so wie wir es uns nach der Beschreibung einer anderen Weltreisefamilie ausgemalt haben: sehr idyllisch am Strand gelegen, der von Jukungs (indonesische Fischerboote) gesäumt ist. Im offenen Pavillon, in dem alle Gäste gemeinsam an einer langen Tafel essen, kann man sich entscheiden, ob das Dinner mit Meersicht oder mit Blick zum schön angelegten Pool- und Spa-Bereich genossen werden soll. Maik und Philipp entdecken nach kurzer Erholung sofort alle Brunnen und Wasserbecken im Garten, die voller Frösche, Flusskrebse, Krabben und anderem faszinierenden Getier sind.
Die Anlage und die Landschaft laden zum Entspannen ein, was wir die ersten Tage nach den Strapazen der Reise auch tun. Das Wetter unterstützt dabei, wir sind schließlich zu Beginn der Regenzeit nach Bali gekommen. Wir genießen – abgestimmt auf Sonnenschein und Regenschauern – jeder eine Massage, Plantschen im Pool und Spaziergänge entlang des bunten Steinstrands. Klaus baut aus Bambus und Angelschnüren, die am Strand herumliegen, Jukung-Boote für die Jungs und fährt mit eben so einem „großen“ mit einem Fischer aus Tejakula im Morgengrauen auf das offene Meer hinaus, um den Sonnenaufgang zu erleben.
Die ersten Tage empfinden wir sogar wider Erwarten fast als moskitofrei, doch das soll sich leider mit dem Start der Regenzeit schlagartig ändern. Trotz Anti-Brumm und langen Ärmeln werden wir mehr zerstochen als es uns lieb ist. Besonders in unserem schönen Open-Air-Bad lauern die Blutsauger und stützen sich auf jede entblößte Körperstelle.
Zum Glück hat der Wetterfrosch unrecht, der durchgehenden Regen und Gewitter vorhersagt. Am vierten Tag machen wir zusammen mit Michaela, die auch im Cili Emas wohnt, einen Tagesausflug zur Ostseite der Insel und stoppen zunächst in Amed zum Schorcheln. Maik und Klaus erkunden ein fischreiches Korallenriff am östlichen Ende der Bucht. Am schönsten sind die blauen Seesterne und eine große lebendige Muschel, aber natürlich auch die vielen bunten Fische. Anschließend fahren wir weiter zum Tirtagangga Wasserpalast. Der Weg dahin führt an sehr schönen Reisterrassen vorbei. Mit verklärtem Blick schießen wir Fotos vom Aussichtspunkt an der Straße während Wasserbüffel sich nach alter Tradition mit dem Pflug abschuften und die Reisbauer ihrer täglichen Knochenarbeit folgen.
Der 23. Dezember erwacht mit unschlagbar gutem Wetter. Maik und Klaus fackeln nicht lange und buchen zusammen mit Baptiste, einem anderen Gast aus Australien, einen Schnorchel-day-trip zu zwei Wracks aus dem 2. Weltkrieg in der Nähe von Amed (ca. eine Stunde Fahrt). Nach den Beschreibungen aus dem Internet und von Einheimischen haben sie nicht wirklich die Hoffnung viel zu sehen, weil das erste Schiff in Tulamben – die amerikanische USAT Liberty – angeblich am höchsten Punkt noch neun Meter unter der Oberfläche sein soll. Der erste Schnorchelgang übertrifft jedoch alle Erwartungen. Das Meer ist ruhig, die Sonne sehr lichtstark, das Wasser sehr klar und es ist Ebbe. Der höchste Punkt liegt deshalb nur geschätzte vier Meter unter der Wasseroberfläche. So können Maik und Klaus bis zum Wrack tauchen, es berühren, ins Innere schauen. Maik, der seit Wochen von der Titanic und untergegangenen Schiffen spricht, ist voll in seinem Element. Ein echtes Wrack! Die bunten, weichen Korallen, die das ganze Schiff bedecken, bewegen sich in den Wogen des Meeres. Viele bunte Fische kommen den Tauchern neugierig entgegen und schwimmen nur in Armlänge vorbei. Durch die „richtigen“ Taucher, die tiefer unten zu sehen sind, empfindet Maik die Kulisse noch viel mehr als Expedition. Eins ist aber klar: Tulamben ist leider kein Geheimtipp mehr.
Trotz dunkler Wolken vom Vulkankegel, die aus dem Landesinneren in Richtung Küste treiben, wollen alle drei noch weiter zum Wrack eines japanischen Patrouillenboot aus Kriegszeiten, das eine halbe Stunde östlich hinter Amed liegt. Da die Stelle mit einer Boje markiert ist und das Wrack näher am Strand liegt als in Tulamben ist das Gerippe schnell gefunden. Auch wenn dieses Wrack kleiner als die Liberty ist, ist die Faszination der mit Korallen bedeckten Schiffteile und der exotischen Fische groß. Das Wetter hält und die Sonne verschwindet erst knapp nach dem letzten Schnorchelgang. Mit leuchtenden Augen kommen Klaus und Maik am Abend zurück ins Cili Emas, wo Philipp und Annette am Strand schon gespannt auf sie warten.
An Heiligabend, sind wir tagsüber mit dem Schmücken unseres Bungalows beschäftigt, lediglich unterbrochen von einem Sprung in den Pool und einem Friseurtermin für Klaus. Wir basteln Weihnachtsschmuck aus dem, was wir haben. Papiersterne und -girlanden schmücken unsere Türen, Kerzen in Wassergläsern mit farbigen Steinen, ein schönes Weihnachtsbäumchen aus klappbaren Papier (eigentlich eine Postkarte) und Räucherstäbchen lassen es richtig weihnachtlich werden.
Vor dem Auspacken der Geschenke genießen wir an der langen Tafel mit den anderen Gästen im Cili Emas ein SEHR leckeres Weihnachtsmenü im schön geschmückten Pavillon mit Blick auf das Meer, in dem sich glitzernd der Vollmond spiegelt. Sogar für unsere Jungs haben die Köchinnen sich ein Kinder-Menü ausgedacht, das sich an ihr etwas eingeschränktes Essensspektrum anpasst. Nach dem Dessert sieht Maik ein helles Aufflackern über unserem Bungalow. Vielleicht der Weihnachtsmann? Wir verlieren keine Zeit mehr – und siehe da, unter unserem Weihnachtsbäumchen, neben dem die Kerzen leuchten und ein Räucherstäbchen brennt, sind jede Menge Geschenke! Annette liest die Weihnachtsgeschichte vor, Maik ein Gedicht aus seinem Lesebuch und dann fliegen schon die Papierfetzen und die Aahs und Oohs und Wows! Es ist einfach schön Weihnachten mit glänzenden Kinderaugen zu erleben und wir genießen es diesmal sehr viel mehr als sonst, weil wir so viel Zeit für uns und unsere Kinder haben. Kein Vorweihnachtsstress, kein Geschenke-Hype, kein Arbeiten bis zur letzten Minute. Einen so entspannten Heiligabend hatten wir lange Jahre nicht mehr!
Die nachfolgenden Tage relaxen wir vormittags am Pool, Klaus erweitert die selbstgebaute Bambus-Boot-Flotte durch ein U-Boot, das mit Steinchen austariert wird. Trockene Palmblätter werden zu „Speed-Booten“. Der Untergang der USAT Liberty und weiterer Schiffe wird immer und immer wieder nachgespielt. Der bisher friedliche Pool ist Schauplatz tiefster Dramatik. Entgegen der Hausordnung schlagen die Wellen hoch. Am Nachmittag kommen fast jeden Tag dunkle Wolken auf, und unterstützen die Kulisse. Die Jagd geht dann auch im strömenden warmen Tropenschauer weiter.
Einen friedlichen Vormittag nutzen wir, um uns von Fischern mit zwei Jukungs aufs Meer hinaus fahren zu lassen. Das Wasser ist fast so ruhig wie ein Binnensee, der Fahrtwind bei der Hitze angenehm und das Wasser an unseren baumelnden Beinen ausgesprochen warm. In Küstennähe sehen wir durch das glassklare Wasser am Meeresboden zwischen Korallen viele markante blaue Seesterne.
Erst der Blick durch den Sucher der Kamera lässt uns den weiteren Verlauf unserer Bootstour befürchten: rechts klar, links eine Regenfront, die sehr schnell zu uns kommt. So beenden wir unseren Ausflug tropfnass aber glücklich im warmen Tropenregen.
Sekumpul Wasserfälle
Zusammen mit Luise, Chrissi und Florian aus Heidelberg unternehmen wir einen Ausflug zu den Sekumpul Wasserfällen. Einen aufdringlichen Guide, der selbstbewusst behauptet, die Tour dürfe man in der Regenzeit nur mit Führung machen, lassen wir berechtigter Weise links liegen.
Beim Abstieg entlang schöner Wasserkanälchen wird die Vegetation immer dichter, die Luftfeuchtigkeit immer höher, die Treppen sind aber glitschig. Dann tut sich plötzlich der Talkessel auf, von dessen Hängen mehrere Wasserfälle in die Tiefe stürzen und kleine Basins bilden, in denen wir aus der Ferne Leute plantschen sehen. Annette und Luise bleiben am Aussichtspunkt zurück.
Die anderen steigen bis zum ersten Wasserbecken weiter hinab. Doch Florian und Maik haben noch nicht genug und wollen trotz wieder einsetzendem Regen unbedingt zu den weiteren Wasserfällen. Während wir anderen im Unterstand am Aussichtspunkt auf Maik und Florian warten, trauen wir unseren Augen nicht, als unser netter Fahrer im strömenden Regen mit Regenschirmen für jeden auftaucht. Wieder vollzählig treibt uns der peitschende Tropenguss zum Aufstieg ohne Pausen an. Jeder will nur noch ins Trockene. Trotzdem hat diese etwas abenteuerliche Tour allen großen Spaß gemacht.
Die letzten Nachmittage verbringen Klaus und die Jungs meist am steinigen Strand und sehen den Einheimische beim Angeln zu. Viele im Ausland arbeitende Balinesen verbringen ihren Urlaub in der Heimat bei Frau und Kindern. Wir lernen mehrere junge Männer kennen, die als Barmänner auf verschiedenen Kreuzschiffen durch die Weltmeere schippern. Wayan spricht sogar etwas deutsch und erklärt uns wie er angelt. Er hofft auf Barrakudas. Während seine zwischen den Steinen verankerte Angel auf ein Opfer wartet, wirft er einen Octopus Jig nach Tintenfischen. Das Equipment besteht fast immer aus einem abgeschnittenes Plastikrohr auf dem die Angelschnur aufgewickelt ist. Der Octopus Jig (Haken mit Garnelen-Attrappe) wird aus dem Handgelenk beschleunigt und gekonnt weit ins Wasser hinaus geworfen. Danach muss man langsam wieder aufrollen und hoffen, das was anbeißt – was nicht sehr häufig vorkommt. Noman hat Glück und seine Rute biegt sich. Er bekommt gleich Unterstützung von seinem Freund Doni und ein grüne-blau schimmernder Prachtkerl kommt zum Vorschein. Davor fängt Doni einen Tintenfisch.
Auch Maik versucht sein Glück. Sein bester Wurf bringt auch gleich einen großen Fisch an Land. Jedoch nicht wie erhofft an seinem Angelhaken, sondern die Brandung spülte ihm einen toten Schiffhalter (Remora fish oder Suckerfish) vor die Füße, der vermutlich von Fischern auf hoher See aussortiert wurde. Dieser Parasitenfisch mit seinem Saugnapf auf dem Rücken heftet sich an große Meerestiere wie Wale, Haie oder auch Rochen und Meeresschildkröten. Der tote noch frisch aussehende Fisch vor unseren Füßen deutet auch darauf hin, dass sich diese Meeresgiganten nicht weit von der Küste bewegen.
Alle Balinesen, die wir kennenlernen, zeigen mit dem Finger auf unsere beiden Jungs, formen die Finger zu einem V und fragen mit großen Augen: „Two?“ Wir: „Yes, two.“ Sie: „Ohhh, lucky, lucky!“ Ein sympathischer Familienvater mit vier Töchtern erzählt uns, dass er und seine wieder schwangere Frau nun sehnlichst auf einen Sohn hoffen. Ein Sohn bedeutet für sie finanzielle Absicherung im Alter. Wir finden aber auch ohne diese Notwendigkeit, dass wir mit unseren Jungs „lucky, lucky“ sind.
Wir verlassen Bali an Silvester kurz nach Mitternacht. Das Feuerwerk nehmen wir nur am Rande wahr, die Jahreswende geht geräuschlos an uns vorbei.
Wir verabschieden nicht nur das Jahr 2015, sondern auch einen gastfreundlichen, farbenfrohen Kontinent mit exzellentem Essen und herzlichen Menschen, das Dauerschwitzen, die nie trocknende Wäsche, das Risiko der Tropenkrankheiten … und wir nehmen viele schöne, unvergessliche Erinnerungen mit nach Neuseeland.
Hallo Ihr Lieben,
lese mit Freuden Eure gelungenen Berichte.
Es ist schön zu lesen, dass auch wir eine Rolle in Eurer Weltreise spielen und dies auch noch auf Bildern festgehalten ist.
Habe meinen Freunden von Euch erzählt und sie hörten gespannt zu.
Annette, Klaus, Maik und Philipp , es war toll Euch kennengelernt zu haben.
Philipp, kannst Du Dich noch an uns erinnern und an das gelungene Bild, das Du mir gemalt hast ?
Maik, was macht das Rechnen ?
Werde weiterhin Eure Reise verfolgen.
Chrissy und Florian waren nach dem Urlaub noch Skifahren in Österreich.
Ich blieb zu Hause in dem verregneten Heidelberg.
Zwischenzeitlich ist es Winter geworden.
Heute hat es geschneit und am Abend wurden die Strassen etwas glatt.
Wir wünschen Euch, dass Eure Reise weiterhin, wie von Euch geplant und nach Euren Vorstellungen verläuft.
Passt auf Euch auf.
Es grüßen Euch ganz herzlich
Luise, Chrissy und Florian