28.10. – 30.10.2015 – Okaputa Araber-Gestüt
30.10. – 06.10.2015 – Löwenberg Farm
04.10.2015 – Abstecher zum Mount Etjo Wildpark
08.10. – 13.10.2015 – Pauls Farm
11.10.2015 – Abstecher zum Cheetah Conservation Fund
16.10. – 24.10.2015 – Urlaub in Swakopmund
24.10. – 01.11.2015 – Zurück auf Löwenberg
01.11.2015 – Durch den Erindi Park zurück nach Windhoek
02.11. – 03.11.2015 – Schnuppertage an der Waldorf School Windhoek
______________________________
28.10. – 30.10.2015 – Okaputa Araber-Gestüt
Wir verbringen zwei Tage auf einem der weltgrößten Araber-Gestüte Okaputa mit ca. 300 Stuten und 50 Hengsten, die im Busch leben.
30.10. – 06.10.2015 – Löwenberg Farm
Durch eine private Vermittlung verlassen wir wieder kommerzielle touristische Pfade und kommen auf eine Farm einer sehr netten Farmerfamilie bei Kalkfeld. Unsere Unterkunft liegt noch wesentlich tiefer im Busch als das Farmhaus der Familie. Das ehemalige Farmhaus „Löwenberg“, das nach der Zusammenlegung zweier Farmen jetzt nur noch gelegentlich als Gästehaus verwendet wird, ist direkt neben einem künstlichen Wasserloch mit zwei Hoch-/Ansitzen zur Tierbeobachtung. Jeden Tag machen wir mit Michael, dem Farmer, Jeep-Drives über die riesen Weideflächen im Busch und erhalten Einblicke in seinen Alltag: Da muss eine verwilderte und verletzte Kuh geschossen, die Zäune kontrolliert, die Arbeit der Kohlebrenner beaufsichtigt und auch die Giraffen, die die Rinder an den Wasserlöchern in Angst und Schrecken versetzen, im Auge behalten werden. Hier ist das „echte“ Namibia.
Wir lernen jede Menge über das namibische Farmleben. Viehzucht hierzulande unterscheidet sich wesentlich von der europäischen. Rindfleisch ist hier immer Bio! Begriffe wie Stall, Ausmisten, Güllefass, Streuwagen… spielen hier keine Rolle. Auch sind Gefahren weniger bakteriell, und werden nicht mit Antibiotika sondern eher mit Blei beseitigt. Die Rinder wachsen (im Gegensatz zur Hochleistungs-Stallkuh) hier mit natürlichem Futter und den natürlichen Feinden auf. Ein Kalb muss erst einige Monate lauernde Leoparden, Geparden, Schakale, Hyänen, Giftschlangen, etc. überleben, bis es sicher als Einnahmequelle gezählt werden kann. Auch Verletzungen beim Rind werden schnell mit Blei behandelt. Einen Tierarzt aus 100 km Entfernung zu rufen, sprengt die Kosten, bei womöglich vergeblichem Einsatz. Da ist die Entscheidung zugunsten des Fleischverkaufs mit einer Bleikugel schnell gefällt. Generell fällt auf, dass Entscheidungen hier oft sehr pragmatisch und ohne romantische Verklärung getroffen werden (müssen!).
Was der europäischen Weidekuh die saftige Wiese ist, ist dem namibischen Rind die Buschsavanne. Die trockenen Flächen vertragen pro Hektar wesentlich weniger Rinder. Farmflächen sind demnach immer riesig, mit viel Aufwand für den Erhalt der Zäune, Erosionsschutz (wenn es mal regnet, dann in reißenden Bächen), Brandschutz, Kampf gegen die zunehmende Verbuschung, Bohren von immer neuen Brunnen, die immer kürzer dienen, Eindämmung natürlicher Feinde (ohne das Gleichgewicht zu stören), Wilderer, Diebe, …
Wir erfahren auch viel über Gleichgewichte (nicht zu verwechseln mit Harmonie). Leoparden sind eine Gefahr für Rinder, halten aber auch andere Graskonkurrenz (Antilopen, etc.) oder potentielle Plagegeister (Ratten, Warzenschweine, u.v.m.) im Zaum.
Das dominierende Thema der Farmen (und des Landes) ist Wasser! Regenfreie Sommer gehören zur Normalität, die extremen Dürren der letzten Jahre haben jedoch so manchen Farmer zur Aufgabe gezwungen. Wir erleben eine Auktion, bei der der gesamte Hausrat und Farmerbedarf versteigert wird.
04.10.2015 Abstecher zum Mount Etjo Wildpark
Wir gönnen uns einen Nachmittag mit vollem Programm auf der Mount Etjo Lodge mit Kaffee und Kuchen, Game-Drive, Abendessen mit herrlichem Buffet und dem Highlight der Löwenfütterung (wobei die Touristen im Käfig sitzen und nicht die Löwen).
08.10. – 13.10.2015 – Pauls Farm
Pauls Farm ist nicht nur aus dem Satellitenbild eine Oase. Rund um das Haus liegt alles in üppigem Grün: uralte Bäume, die viel Schatten spenden. Unsere Jungs werfen sich auf das strapazierfähige Gras wie auf eine Matratze. Durch Paul bekommen wir einen tieferen Eindruck in das Farmleben Namibias. Das fängt schon mit einer interessanten Bullenversteigerung in Otjiwarongo an. Trotz einiger Spitzenpreise für wenige Starbullen ist die Saison niedrigpreisig, manche Bullen bleiben diesmal ohne Käufer. Die Dürre der letzten Jahre hinterlässt ihre Spuren. Paul ersteigert gleich zwei Bullen. Ironie des Schicksals, denn wenige Stunden später verendete einer seiner alten Bullen. Dieser wird am nächsten Tag verbrannt, die Geier kommen nicht zum Zug.
Eine feste Größe eines Farmers ist Schwund. Die Rinder haben einige natürliche Feinde die jedes Jahr im besten Fall durchschnittlich 10-15% Schaden anrichten. Dazu zählen vor allen Dingen Leoparden. Jeder Farmbesitzer, den wir kennengelernt haben, hat die schönen Raubkatzen auf der Farm. Außerdem schlagen u.a. braune Hyänen, Geparden, Schakale, Schlangen zu. Da sind die vielen Antilopen (Kudus, Orxy, Impalas, Dik-diks, Elands, …) nicht nur Weide-Konkurrenz, sondern sie erweitern den Speiseplan der Raubtiere, wodurch Rinder wiederum geschont werden.
11.10.2015 – Abstecher zum Cheetah Conservation Fund
Da Geparden gegenüber Menschen sehr scheu sind, ist die Hoffnung, welche in freier Wildbahn zu sichten, gegen Null. Da lohnt sich der Besuch beim Cheetah Conservation Fund in der Nähe des Waterberg Plateaus.
16.10. – 24.10.2015 – Urlaub in Swakopmund
Die Hitze auf der Farm treibt uns an die Küste. Die schönen Erinnerungen an Swakopmund bei Pierre und Sugnet tun ihr übriges. Maik und Philipp freuen sich auf den Strand und das Meer. – So machen wir eine Woche Ferien am Rande der Namib Wüste.
Wir gehen die Tage entspannt an und schlafen lange. Nach einem ausgedehntem Frühstück gibt es für Maik Schule, was bei diesigem, kühlen Wetter am Morgen leichter fällt. Dann geht es endlich zum Strand. Unser Lieblings-Bistro Farmhouse Deli liegt an der Strandpromenade im Erdgeschoss des neuen Strand Hotels Swakopmund. Die Kinder toben am Strand, wir schlürfen den besten Cappuccino der Stadt und beobachten Robben, Delfine und Menschen. Nach einem späten Lunch gehen wir manchmal zum Reitclub am Rande der Dünen. Dort dürfen Philipp und Maik auf dem Pony Krohne und dem Namibier Ronaldo reiten. Meist klingt der Tag bei Sugnet und Pierre bei einem Glas Wein entspannt aus bis es heißt „lekker slaap“.
Der Abschied fällt uns schwer. Wir haben unsere beiden Gastgeber und ihre hübsche Hundedame Alexa sehr ins Herz geschlossen.
24.10. – 01.11.2015 – Zurück auf Löwenberg
Von der kühlen Küste fahren wir zurück zu „unserer“ Farm Löwenberg. Schon auf dem Weg dahin merken wir kleine Veränderungen in der Landschaft. Die wenigen Regentropfen der letzten Tage reichen aus, um Grünes treiben zu lassen. Wir freuen uns, wieder zurück an unserem Wasserloch mit all den Tieren – zumindest den sichtbaren – zu sein, nachtaktive Leoparden oder scheue Geparden bekommen wir hier (zum Glück?) nicht zu Gesicht.
Unsere Tage auf Löwenberg bestehen immer aus einem Mix aus langem Ausschlafen, einem späten Frühstück, Maiks Schulunterricht, Farm-Drives mit Michael, Spaziergängen zum Wasserloch und Streifzügen, die uns immer tiefer in den Busch hinein führen. Abends wird oft ein Lagerfeuer angezündet oder wir grillen und bestaunen den unsagbaren Sternenhimmel Afrikas bei einem Glas gutem südafrikanischen Wein. Wir begegnen auf unseren Pirschgängen immer wieder den verschiedenen Antilopen: meist Kudus, Steinböckchen oder Oryx, selten begegnen wir einem Impala oder Dik-Dik. Paviangruppen sehen wir nur von weitem, denn diese sind gut organisiert und haben ihre Wachposten, die schnell Alarm schlagen. Wir finden eine ca. 3 m lange Schlangenhaut, die (laut Michael) vermutlich von einer Python stammt; außerdem jede Menge Tierknochen und Geweihe, die unsere Jungs nach Hause schleppen (und am liebsten auch in den Koffer packen würden). Es gibt verschiedene Wildkatzen in unserem Busch, eine Zibetkatze haben wir direkt am Haus außerhalb des Sicherheitszauns überrascht. Wir lernen immer besser die verschiedenen Tierspuren zu lesen. Zusammen mit herumliegender Losung (Dung) können wir dann schon recht gut die Tiere bestimmen, die hier zum Wasserloch kommen.
Einmal hören wir nachts in der Nähe des Hauses sehr aufgeregtes Paviangeschrei, das sich nicht nach einem familieninternen Streit anhört. Michael vermutet, dass die Paviane einem Raubtier gegenüber stehen und ziemlich nervös sind (obwohl deren Kiefer denen der Leoparden in nichts nachstehen).
Wir genießen den Busch und die Wildnis hier. Sogar am Abendhimmel an der Stelle, an der das Sternbild des Orion (Krieger und Jäger aus der griechischen Mythologie) am Horizont erscheint, kämpft in den Wolken Krokodil gegen Warzenschwein.
Auf den langen Farm-Drives mit Michael lernen wir immer mehr über das Farmleben. Eine große Herausforderung ist das „debushing“, weil durch den immer dichter werdenden Busch wertvolles Farmland verloren geht. Die Gewächse sind zäh. Wenn der Schwarzdorn 10 cm aus der Erde ragt, ist seine Wurzel schon 1,2 m tief. Der Durchmesser der Wurzel wird vierfach so groß wie der seiner Krone. Die harten Holzreste aus dem Boden sind auch für Reifen eine Gefahr. Schnell heißt es dann auf Südwesterdeutsch „der Tyre ist pap“.
Der Busch wird auf vielen Wegen bekämpft: brachial mit Bulldozern oder Buschwalzen, durch Brandrodung, selektive Rodung durch Kohlebrenner, die Grillkohle zum Export nach Europa herstellen, oder auch chemisch aus der Luft. Alle Methoden haben Vor- und Nachteile.
Durch die dürre Landschaft und die Konkurrenz von Wild und Rind um Wasser und Gras ist der Flächenbedarf für Rinder hier etwas 80 mal höher als in Mitteleuropa. Allein für das Grundauskommen einer Familie braucht man hier sehr viel Land. Das Schulgeld ist hoch und schnell muss das Ersparte in Futter umgewandelt werden, wenn – wie dieses Jahr – der Regen zu lange ausbleibt.
Unsere Zeit auf der Farm geht viel zu schnell vorbei. Schweren Herzens sitzen wir ein letztes Mal gemütlich mit der Farmersfamilie zusammen und grillen. Bei einer letzten Nachtfahrt haben wir das seltene Glück ein nachtaktives Erdferkel zu sehen. Morgen heißt es nun Abschied nehmen und über den Erindi Wildpark nach Windhoek zurückfahren. Hoffentlich sehen wir dort noch ein paar Elefanten!
Aber eines ist gewiss: Wir kommen wieder nach Löwenberg!!
01.11.2015 – Durch den Erindi Park zurück nach Windhoek
Unser Weg von Löwenberg nach Windhoek ist über den Wildpark Erindi kürzer als über Otjiwarongo. Der Tipp unserer Gastfamilie, lieber diese Abkürzung über die Schotterpiste zu nehmen, ist ein Volltreffer. Vor der Abreise aus Namibia nochmals Großwild sehen?
Geparden in freier Wildbahn anzutreffen ist Glücksache, weil die Tiere sehr scheu sind und gut getarnt bewegungslos lauern oder ausruhen. Wir haben dieses Glück und sehen unweit der Straße gleich zwei unter Bäumen liegen. Außerdem begegnen wir Zebras, Streifengnus, Springböckchen und Giraffen. Elefantenlosung ist gleich nach der Einfahrt und durch den ganzen Park zu sehen, die Verwüstungen durch Elefanten am Baumbestand überall sichtbar. Später sehen wir deutliche Trittspuren am Straßenrand. Nur die Elefanten selbst wollen nicht auftauchen. Unweit der Ausfahrt aus dem Park, als wir schon die Hoffnung verloren haben, spüren wir dann doch einen Dickhäuter in seinem schattigen Versteck auf.
02.11. – 03.11.2015 – Schnuppertage an der Waldorf School Windhoek
In Windhoek dürfen Maik und Philipp die deutschsprachigen Waldorfschule bzw. den Waldorfkindergarten als Gastkinder besuchen. Was im Vorfeld bei unseren Jungs zunächst mit viel Skepsis behaftet ist, wird ein voller Erfolg. Sie geniessen die Zeit mit den gleichaltrigen Kindern sehr. Es hilft natürlich, dass sie die Abläufe eines Schul-/Kindergartenvormittags von Deutschland kennen, denn an den Waldorfeinrichtungen weltweit ist er immer ähnlich: Man beginnt den Tag mit dem Morgenspruch (hier im großen Kreis auf dem Schulhof), erst ist dann Hauptunterricht, dann kommt Handarbeit, Malen, Reli, Spielturnen etc. Auch im Kindergarten ist Philipp sofort heimisch. Besonders gefällt ihm der Spaziergang bei dem er zusammen mit seinem „neuen Freund“ Christopfer einen schweren Baumstamm zum Kindergarten zurückschleppt. – Und Mama und Papa genießen den freien Vormittag!
Unser herzlichster Dank an die Leitung der Waldorf School Windhoek für die Offenheit und den sehr freundlichen Empfang!
Bye bye Namibia, wir kommen wieder!
Apropos nachtaktive Erdferkel, …die müsstest Du doch aus Wezlarer Zeiten kennen.
LG
Buddy
Stimmt, und auch die hatten rote Augen.
Bei Euren schönen und spannenden Erzählungen kommen Erinnerungen an meinen letzten Namibia Tripp hoch. Euch weiter eine tolle Reise!