Costa Rica

10.08. – 13.08.2016 – Anreise nach San José
13.08. – 19.08. und 22.08. – 29.08.2016 – Hacienda Sassenberg
19.08. – 22.08.2016 – Playa Carmen, Santa Teresa

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San José

Wir haben gezielt unseren Flug nach San José über Mexiko Stadt gewählt, weil wir Stress an US-amerikanischen Flug-Kreuzen vermeiden wollen. Doch falsch gepokert:  Nach einer schlaflosen Nacht im Flugzeug müssen wir in Mexiko in der langen Schlange vor der Passkontrolle anstehen, unser eingechecktes Gepäck vom Band holen, alles durch einen Scanner schieben, um dann beim Zoll einen Knopf zu drücken, dessen Zufallsgenerator leider Rot zeigt: die Berechtigung für die unfreundlichen Zöllner alle unsere Gepäckstücke auseinander zu pflücken. Wir sind nervös, da unsere Umsteigezeit knapp ist, was die Situation nicht besser macht, sondern das Tempo der Zöllner eher noch verlangsamt. Schließlich können wir die Koffer wieder einchecken. Ausatmen? Von wegen! Die nächste Passkontrolle, weitere sinnlose Fragen und noch ein Sicherheits-Check mit Durchleuchtung! Nun haben wir einen Stempel im Pass von einem Land, in das wir eigentlich gar nicht eingereist sind. Was für ein unverständlicher Aufwand! Den Anschlussflug nach San José erreichen wir zum Glück noch rechtzeitig.

Müde beziehen wir ein sehr schönes Penthouse im 16. Stock mit schöner Sicht über ein grünes Tal und den Westen der Stadt und holen erst einmal den nötigen Schlaf nach. Da wir völlig unvorbereitet nach Costa Rica gekommen sind (keine Muße für Reiserecherche in Kanada) verbringen wir den zweiten Tag  mit der Internet-Suche nach möglichen Zielen während die Jungs friedlich Legos aufbauen und es draußen wie aus Eimern schüttet. Es ist Regenzeit in Costa Rica.

Hacienda Sassenberg

Wollen wir erst mal ans Meer? Oder in die Berge? Am liebsten auf eine Hacienda mit Pool und vielen Tieren, ist schließlich das Votum. Und wir finden genau den richtigen Ort, um unsere Weltreise perfekt ausklingen zu lassen: die Hacienda Sassenberg in Tajo Alto bei Miramar. Heiko Sassenberg holt uns persönlich ab und schon auf der zweistündigen Fahrt stellen wir fest, dass die Chemie stimmt.

Die Hacienda ist ein kleines Paradies, ein Traum von Costa Rica: Sie liegt in einer üppig grünen Landschaft mit angrenzendem Regenwald im Osten und Sicht auf den Golf von Nicoya im Westen. Rund ums Haus gibt es jede Menge Tiere: Hunde, Katzen, Papageien, Meerschweinchen, Kaninchen – und natürlich Pferde.  Rinder weiden mit tollem Ausblick. Um uns herum ein Artenreichtum von Flora und Fauna, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Und es gibt Quads!

Die Geschichte der Hacienda ist spannend. Heiko ist ausgewandert, nachdem sein Dorf dem neuen Berliner Flughafen weichen  musste. Sein Haus mit Reitsport-Laden wurde niedergewalzt und so fing er vor 11 Jahren ein neues Leben in Costa Rica an. Dass er hier mit seiner Frau Jazmin glücklich geworden ist, steht ihm im Gesicht geschrieben.

Das Verhältnis zu unseren Gastgebern ist sehr herzlich und persönlich. Wir dürfen nicht nur im kleinen Ranchhaus wohnen, sondern auch am Leben auf der Hacienda teilhaben. Frühstück und (erstklassiges) Abendessen werden zusammen am langen Tisch vor dem großen Haus eingenommen. Uns gehen dabei die Gesprächsthemen nie aus und es gibt immer viel zu lachen.

Annette und Heiko fachsimpeln über Pferde und gehen zweimal schon kurz nach Sonnenaufgang ausreiten. Die Ausblicke auf den Golf von Nicoya und den Regenwald sind atemberaubend. Einmal sehen sie sogar frühmorgens einen Kojoten. Die Krönung ist ein fünfstündiger Ausritt am vorletzten Tag vor der Abreise mit viel Galopp und glücklichen Reitern.

Maik und Philipp dürfen auf dem Reitplatz mit Amarilla auch ein paar Runden drehen. Sogar Klaus lässt sich zu einem spontanen Ritt überreden über schwieriges Gelände steil bergauf und noch steiler bergab mit einem strammen Galopp zum Abschluss.

Die Jungs interessieren sich jedoch fast noch mehr für die Quads und sind völlig aus dem Häuschen als wir mit zweien durch die Landschaft brettern. Sie dürfen sogar selbst steuern und die Fahrt durch die  Pfützen entlockt allen Begeisterungsschreie. Als Heiko Klaus und Philipp vorfahren lässt, um sie dann in einer Pfütze gut nass zu spritzen, kommt keiner mehr aus dem Lachen raus.

Unschlagbar sind auch Jazmins Führungen über die Hacienda. Sie hat einen scharfen Blick für Spinnen-Nester, exotische Insekten und Vögel, Orchideen, Skorpione, Schlangenhäute und führt uns mit den Kindern sicher durch Bachbetten und Wiesen.

Wir lernen dabei über die vielen Gefahren, die es hier gibt. Skorpione sind dabei noch harmlos. Sie sind in Costa Rica sehr verbreitet, aber ihr Stich zum Glück nicht tödlich, nur schmerzhaft. Einen kleinen vertrockneten Skorpion finden wir in unserem Schlafzimmer. Ein weiterer liegt im Pool, den nächsten schüttelt Jazmin aus der Wäsche auf der Leine.

Schlangen lauern überall, aber man sieht sie nur selten. Trotzdem muss man im Gelände gut aufpassen. Das wird uns deutlich, als wir auf dem Schotterweg vor der Hacienda eine tot gefahrene (echte) Korallenschlange finden. Sie ist für Menschen gefährlich, ebenso die häufig vorkommende größere Terciopelo-Lanzenotter. Diese wird von der Bevölkerung wegen ihre Sprungkraft und ihrem tödlichen Gift am meisten gefürchtet.

Die Region ist reich an Gold. An manchen Hängen sieht man terrassenförmige Spuren des Abbaus. Auch auf Heikos Hacienda sind alte Stollen, die er Stück für Stück wieder öffnet. Es gibt Gerüchte von einem Schatz, von denen jedoch niemand weiß, ob sie nur Legenden sind, der Schatz bereits gehoben wurde oder wo er liegen könnte. Dennoch reizt uns der Kitzel der Schatzsuche. Klaus geht mit Maik mit einem Metalldetektor und Schaufel auf die Jagd und sie finden, was sie erwarten: nichts! Es macht trotzdem riesigen Spaß, sich mental für einige Stunden in den Goldrausch der Vergangenheit zu begeben, und es ist ein schöner Ausflug durch eine atemberaubend schöne Landschaft.

Gold besitzt eine große Anziehungskraft, aber der Abbau ist Knochenarbeit. Für wenige Gramm müssen Tonnen abtragen, gemahlen, gerüttelt, konzentriert, ausgewaschen werden. Nichts, was zu großem Reichtum führt, wenn man bedenkt, dass so mancher Aushub auch nichts enthält. Auf der Hacienda Sassenberg zieht das Goldvorkommen jeden Besucher in seinen Bann. Wer möchte, kann in Zukunft aktiv sein Gold (z.B. für die Eheringe) bei Heiko fördern: Gold, das nicht nur einen Preis hat, sondern auch eine Geschichte, getränkt im eigenem Schweiß.

Die Hacienda befindet sich ganz in der Nähe des berühmten Monteverde Nebelwaldes. Es gibt allerdings keine direkte Straßenverbindung. Deshalb müssen wir den Umweg über die „Panamericana“ (Highway von Alaska bis Feuerland) in Kauf nehmen. Nach einer zweistündigen Fahrt mit phantastischer Sicht verschwinden wir nach der Wolkengrenze im Nebel. Dass wir in der Regenzeit im tropischen Regenwald Niederschlag zu erwarten haben, ist klar, aber was beim Einstieg auf unseren Trail im Nationalpark vom Himmel fällt, ist eher ein Wasserfall. Trotzdem wandern wir bis zu einer Hängebrücke, von der wir den tropischen Regenwald aus der Vogelperspektive sehen können: sehr beeindruckend! Auf einem Schild lesen wir, dass auf einem mittelgroßen Baum mehr als 70 verschiedenen weitere Pflanzen gedeihen: Orchideen, Farne, Moose…

Auf dem Rückweg riechen wir plötzlich strengen Wildkatzengeruch und beschließen lieber eng beieinander zu bleiben. Es gibt in der Region Pumas und Jaguare und außer uns sind nur wenige Wanderer unterwegs. Wir kommen nass bis auf die Haut wieder zurück. Der tropische Regen stört uns aber nicht. Da es fast jeden  Nachmittag schüttet, spielen die Kinder in Badesachen draußen, oder wir machen mal alle zusammen einen Regentanz.

Als (Hobby-)Fotograf und ehemaliger UL-Pilot ist Klaus besonders von Costa Ricas Fliegern fasziniert: Schmetterlinge in allen Farben und Mustern, Fledermäuse, Kolibris in bunter Mischung, Tukane, Papageien, Eichhörnchenkuckuck, u.v.m. müssen verfolgt und abgelichtet werden.


Playa Carmen, Santa Teresa

Von der Hacienda machen wir einen dreitägigen Ausflug an die Pazifik-Küste auf der Nicoya Halbinsel. Carmen, die Tochter von Annettes Freund Dave, den wir vor kurzem noch in Sechelt (Kanada) getroffen haben, wohnt mit ihrer Familie in Playa Carmen, Santa Teresa. Mit der Fähre setzen wir von Puntarenas nach Paquera über und nehmen ein Taxi bis Santa Teresa.

Carmen lädt uns ein, bei ihnen zu wohnen. Ihr Haus liegt in zweiter Reihe in einem Wäldchen direkt am Meer. Im Garten tummeln sich große Leguane und morgens hören wir Brüllaffen-Familien, die  durch den Garten wandern ohne von den Bäumen steigen zu müssen.

Carmens Mann Stephen ist ebenfalls Kanadier mit französischen Wurzeln und betreibt mit seinen Eltern das kleine, sehr gute Fisch-Restaurant Product C, in dem wir gleich am ersten Abend in großer Runde wie bei einer italienischen (oder französischen?) Großfamilien frischen Fisch und Meeresfrüchte genießen.

Am nächsten Abend werden wir auf eine Party zu kanadischen Freunden mitgenommen. Die kanadischen Kultband The Tragically Hip gibt ihr Abschiedskonzert, das live auf eine Leinwand projiziert wird. Ein willkommener Anlass für die Kanadier in Santa Teresa sich zu treffen und ein Stück Kanada mit Sandhockey im Schatten hoher Palmen, leckere Miniburgern, Bier, Cesar und viel lockerer kanadischer Stimmung heraufzubeschwören. Die Kinder toben im Pool bis das tägliche Tropengewitter sie aus dem Wasser treibt.

Da wir hier das letzte Mal auf der Weltreise die Gelegenheit haben werden an den Strand zu gehen, zieht es uns natürlich jeden Tag dorthin. Der Küstenstreifen vor dem Haus ist felsig und bei Ebbe gibt das Wasser natürliche Pools frei, in denen die Kinder trotz starker Brandung sicher planschen können. Wir fahren außerdem zum Surfer-Strand Playa Hermosa (übersetzt: Schöner Strand), der diesen Namen wirklich verdient! Hier läuft der Strand ganz flach weit ins Wasser hinein, sodass die Wellen lange gleichmäßig bleiben. Klaus tobt sich mit Bodysurfing aus und am nächsten Tag fahren wir zurück auf die Hacienda.

So wird das Ende unserer Weltreise in einem Land, das wir fast verschmäht hätten, zu einem unvergesslichen Erlebnis. Maik ist sehr traurig als wir die Hacienda Sassenberg verlassen müssen. Schon vor der Abreise vermisst er alles, aber ganz besonders „seine“ Hunde. Am liebsten würde er Heiko das Ranch-Häuschen auf der Hacienda abkaufen, um hier zu bleiben.

Trotzdem bleiben wir bei unserem Plan und verbringen die letzten drei Tage in San José, wo wir die Zeit hauptsächlich nutzen, um die Rückreise vorzubereiten. Das schon in Tajo Alto stark reduzierte Gepäck muss weiter abgespeckt werden. Mit Condor dürfen wir jetzt nur noch 20 kg Check-in- und 6 kg Handgepäck pro Person mitnehmen und wollen es aber auch etwas einfacher haben. Mindestens das Volumen eines schweren Koffers sortieren wir aus.

Mit ein bisschen gemischten Gefühlen über die Zukunft aber einem unermesslichen, unbezahlbaren Erfahrungsschatz und wunderschönen Erinnerungen fliegen wir zurück nach Deutschland. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir diese Reise mit unseren beiden Jungs unternehmen konnten. Wir haben mit ihnen Abenteuer erlebt, viel gelacht, manchmal auch gestritten, tolle Menschen kennengelernt, wunderschöne Ort gesehen und vor allem viel, viel Zeit miteinander verbracht. Wir sind als Familie enger zusammengewachsen und haben uns neu entdeckt. Wir haben uns alle verändert und sind glücklich darüber. Dieses Jahr war eine unglaubliche Bereicherung und nicht selten fing in der letzten Zeit so mancher Satz folgendermaßen an: „Und bei unserer nächsten Weltreise…“.

Bye-bye Costa Rica, good bye Weltreise…
Hello Germany!

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3 Gedanken zu “Costa Rica

  1. Liebe Annette, lieber Klaus mit Maik und Philipp,
    vielen Dank, dass ihr uns mit so vielen Bildern und berichten mitgenommen habt auf eurer Weltreise und wir so Anteil haben konnten.
    Mit großem Interesse habe ich sie gelesen und bin mitgereist…..
    Inzwischen seid ihr wieder in Deutschland gelandet und die ersten zwei Schultage sind auch schon Vergangenheit.
    Wir hoffen und wünschen ihr lebt euch wieder gut ein und die Jungs haben einen guten Start in der Schule und ihr beiden in der Berufswelt.

    Ich hoffe wir hören auch weiterhin von euch Vor allen Dingewn Klaus wenn du mal wieder in der Gegend bist komm vorbe wir freuen uns oder wenn ihr mal auf der Autobahn hier vorbei fahrt macht bei uns eine kurze Pause.

    Vor 3 Wochen hieß es für uns auch Abschied nehmen von unserm Jörn (19 J), er ist für 11 Monate nach Nikaragua geflogen, wohnt dort in einer Gastfamilie und arbeitet in einer Bücherei mit Kindern, woran er viel Freude und Spaß hat.
    Ich bin gaspannt wie in diese Zeit prägt und verändert.

    Seit umarmt und herzlichst Gegrüßt
    von eurer Doris Mit Familie.

  2. Liebe Frau Gref,

    nun möchte ich mich – mal endlich – für die beeindruckende Berichterstattung bedanken.

    Ich fand es sehr schön, so durch die Welt ‚mitgenommen‘ zu werden.

    Ich hoffe, Sie haben eine gute Rückkehr nach Deutschland,

    jedenfalls wünsche ich Ihnen ein gutes, gelungenes Ankommen!

    Mit herzlichem Gruß,

    Gudrun Kapferer

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